Montag, 1. Dezember 2008

Non-Hodgkin-Lymphom: Gene aus der Umgebung bestimmen Prognose

Beim diffus großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL) beeinflussen nicht nur die Gene der Krebszellen das Ansprechen auf die Therapie und damit die Prognose. Von großer Bedeutung ist nach einer Studie im New England Journal of Medicine (NEJM 2008; 359: 2313-23) auch das Genprofil des nicht malignen Stromagewebes.

Das DLBCL hat einen Anteil von etwa 30 Prozent an den Non-Hodgkin-Lymphomen. Die Chemotherapie nach dem CHOP-Schema (Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin undPrednison) bietet gute Behandlungschancen, die in den letzten Jahren durch den Zusatz von Rituximab (R-CHOP) noch verbessert werden konnten.

Etwa 50 bis 60 Prozent der Patienten können heute geheilt werden. Warum die Therapie in den anderen Fällen versagt, versucht das Lymphoma/Leukemia Molecular Profiling Project, eine internationale Forschergruppe (mit deutscher Beteiligung) durch Analyse der Tumorgene herauszufinden.

Die Gruppe um Louis Staudt vom US-National Cancer Institute in Bethesda/Maryland analysierte Tausende von Genen, die im Tumor – bestehend auf den Lyphomzellen und dem Stroma – in Proteine abgelesen (exprimiert) werden und setzte sie mit den Ergebnissen von CHOP und R-CHOP in Beziehung. Dabei stießen sie auf drei Genexpressionssignaturen, die sie als „germinal-center B-cell”, „stromal-1” und „stromal-2” bezeichnen.

Die Existenz von „germinal-center B-cell” war keine Überraschung, wohl aber die beiden anderen Stroma-Signaturen. Denn diese Zellen, das können die Forscher exakt nachweisen, gehören zwar zum Tumor, nicht aber zum Krebs. Es handelt sich teilweise um Abwehrzellen, teilweise um Bestandteile des Bindegewebes.

Die Konsequenzen der beiden stromalen Gensignaturen sind gegensätzlich: „stromal-1” verbesserte, „stromal-2” verschlechterte die Heilungsraten sowohl bei CHOP als auch bei R-CHOP. Die Gene der Signatur „stromal-1” befinden sich nach Angaben von Staudt nicht nur in den Zellen der extrazellulären Matrix, die gewissermaßen das passive Baugerüst des Malignoms bilden, sondern auch auf vielen im Lymphom vorhandenen (nicht transformierten) Makrophagen, die aktiv an einer körpereigenen Tumorabwehr beteiligt sein könnten.

Die Gene der Signatur „stromal-2” wurden dagegen in Lymphomen gefunden, die sehr stark vaskularisiert waren. Dass die Angiogenese das Wachstum von Tumoren fördert, ist bekannt. Sie ist auch die Grundlage der Wirkung von Angiogenesehemmern wie Bevacizumab.

Eine mögliche Anregung der Studie könnte nach Ansicht der Editorialistin Charis Eng von der Cleveland Clinic darin bestehen, die Wirkung von Angiogenesehemmern beim DLBCL in künftigen Studien zu untersuchen (NEJM 2008; 359: 2379-81).


Abstract der Studie http://content.nejm.org/cgi/content/short/359/22/2313

Pressemitteilung des National Cancer Institute http://www.cancer.gov/newscenter/pressreleases/RCHOPLymphomaStaudt

Lymphoma/Leukemia Molecular Profiling Project http://llmpp.nih.gov/lymphoma/

Abb: Menschliche Lymphomzellen (400fach vergrößert) http://www.cancer.gov/images/Documents/49c62fd1-7c96-417d-80dd-8b2cd2a08910/nci-vol-2335-150.jpg


© rme/aerzteblatt.de

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