Donnerstag, 3. September 2015

Anfälligkeit für Allergien kann vermindert werden

Die Anfälligkeit für Allergien lässt sich durch die vermehrte Ausschüttung von regulatorischen T-Zellen vermindern. Das ist das zentrale Ergebnis einer laufenden Studie am Institut für Immunologie der MedUni Wien unter der Leitung von Winfried F. Pickl.


Die ersten Erkenntnisse dieser Studie von Alina Neunkirchner, die der Ursache der Entstehung von Allergien auf den Grund geht, werden im Rahmen des am Sonntag beginnenden, europäischen Immunologie-Kongresses in Wien (6.-9. September 2015, Austria Center Vienna), präsentiert.


Die ForscherInnen konnten mit Hilfe eines neuartigen und erstmals eingesetzten Tiermodells zeigen, dass sich die Sensibilität für die Ausbildung von Allergien vermindert, wenn die Aktivität der regulatorischen T-Zellen erhöht wird.


Dazu wurden doppelt-transgene, so genannte humanisierte Mäuse (T-Zell-Rezeptor und MHC, Allergen-präsentierendes Leukozytenantigen, vom Menschen), im Labor hergestellt und eingesetzt. Pickl: "Damit können wir erstmals im Tiermodell simulieren, was im menschlichen Körper geschieht, wenn der Kontakt mit einem human-relevanten Allergen passiert."


Die erhöhte Ausschüttung der regulatorischen T-Zellen gelingt durch den Einsatz einer Kombination aus dem T-Zell-Wachstumsfaktor Interleukin-2 und einem Anti-Interleukin-2-Antikörper. Pickl: "Die zweite Komponente erhöht die Halbwertszeit und prolongiert insgesamt die IL-2-Wirkung.


Die Sensibilität, Allergien zu entwickeln, wird dadurch heruntergeschraubt." Diese neuen Erkenntnisse könnten, so die MedUni Wien-WissenschafterInnen, künftig dazu führen, dass man präventiv etwas für HochrisikopatientInnen tun könnte. Betroffen sind Menschen, die durch Vererbung zu wenige regulatorische T-Zellen im Körper herstellen, andererseits können T-Zellen etwa durch Viruserkrankungen zerstört werden.


Eine ähnliche Wirkung der regulatorischen T-Zellen konnte auch bei bestimmten Auto-Immunerkrankungen, wie etwa bei EAE (Experimentelle autoimmune Enzephalomyelitis) festgestellt werden.



Ausstellung zur Geschichte der Wiener Immunologieforschung


Die immunologische Grundlagenforschung hat in Wien generell eine sehr große Tradition und nimmt eine internationale Ausnahmestellung ein. So prägte der österreichische Kinderarzt Clemens von Pirquet als Erster im Jahr 1906 den Begriff der "Allergie".


Ihm und anderen Pionieren der Immunologie-Forschung in Wien ist im Foyer des Austria Center Vienna während des Kongresses eine öffentlich zugängliche Ausstellung gewidmet, welche von Johann Eibl, Othmar Förster und Winfried Pickl kuratiert wurde.


Termin: 4th European Congress of Immunology


Der 4. Europäische Immunologie-Kongress - mit Winfried Pickl von der MedUni Wien als Kongresspräsident - findet von 6.-9. September 2015 im Austria Center Vienna statt, rund 4.000 ExpertInnen werden erwartet. Immunologische Grundlagenforschung und Immuntherapien stehen im Fokus.


Der Kongress wird von der Österreichischen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie (ÖGAI) unter den Auspizien der European Federation of Immunological Societies (EFIS) organisiert. Infos: www.eci-vienna2015.org.



Fünf Forschungscluster an der MedUni Wien


Insgesamt sind fünf Forschungscluster der MedUni Wien etabliert. Dort werden in der Grundlagen- wie in der klinischen Forschung vermehrt Schwerpunkte an der MedUni Wien gesetzt.


Die Forschungscluster umfassen medizinische Bildgebung, Krebsforschung/Onkologie, kardiovaskuläre Medizin, medizinische Neurowissenschaften und Immunologie. Die oben genannten Forschungsergebnisse an der MedUni Wien fällen in den Themenbereich des Clusters für Immunologie.


Medizinische Universität Wien - Kurzprofil


Die Medizinische Universität Wien (kurz: MedUni Wien) ist eine der traditionsreichsten medizinischen Ausbildungs- und Forschungsstätten Europas. Mit fast 7.500 Studierenden ist sie heute die größte medizinische Ausbildungsstätte im deutschsprachigen Raum.


Mit ihren 27 Universitätskliniken und drei klinischen Instituten, 12 medizintheoretischen Zentren und zahlreichen hochspezialisierten Laboratorien zählt sie auch zu den bedeutendsten Spitzenforschungsinstitutionen Europas im biomedizinischen Bereich.



   Ing. Klaus Dietl,    Medizinische Universität Wien

Krebstherapie: Wespengift tötet Tumorzellen ab

Mediziner legen große Hoffnung auf völlig neue Art von Medikamenten

Das Gift einer in Brasilien beheimateten Wespe könnte laut einer Studie von Wissenschaftlern der Universidade Estadual Paulista http://unesp.br als Waffe im Kampf gegen Krebs eingesetzt werden.


Das Gift tötete bei Versuchen im Labor Krebszellen ab, ohne dabei normale Zellen anzugreifen. Laut dem Team um Joao Ruggiero Neto führt der neue Behandlungsansatz mit dem Gift MP1 zur Anbindung an die Tumorzellen und einer Freisetzung von lebenswichtigen Molekülen.


Weitere Studien erforderlich



Laut den im Fachmagazin "Biophysical Journal" http://cell.com/biophysj veröffentlichten Forschungsergebnissen steht dieser Forschungsansatz noch am Anfang. Weitere Studien werden somit erforderlich sein, um herauszufinden, ob ein Einsatz bei Patienten sicher ist.


 Bei Polybia paulista handelt es sich um eine aggressive Wespe, die im Südosten von Brasilien endemisch ist. Obwohl ihr Stich allgemein als sehr unangenehm empfunden wird, gehen Wissenschaftler immer häufiger davon aus, dass er auch von Nutzen sein könnte.

Die speziellen Wespen verfügen mit MP1 über ein Gift, das das Insekt nutzt, um seine Beute anzugreifen oder sich selbst zu verteidigen. Aktuelle Studien mit Mäusen legen nahe, dass es auch auf Krebszellen abzielen und sie zerstören kann.


 Ziel der aktuellen Studie war es herauszufinden, wie dieser Vorgang genau vor sich geht. Unter dem Mikroskop zeigte sich, dass MP1 mit Fettmolekülen interagiert, die an der Oberfläche von Krebszellen auf eine abnormale Art und Weise verteilt werden.



Gesunde Zellen bleiben intakt


Den Experten nach entstehen duch MP1 große Löcher, durch die Moleküle austreten, die für das Funktionieren der Zelle von entscheidender Bedeutung sind. Bei gesunden Zellen befinden sich die gleichen Moleküle im Inneren. Das bedeutet, dass der Angriff von MP1 bei gesunden Zellen keine Schädigung hervorrufen sollte.

Laut Paul Beales von der University of Leeds http://leeds.ac.uk könnten Krebstherapien, die auf die Lipidschicht der Zellmembran abzielen, zu einer ganz neuen Art von Medikamenten führen. "Sie könnten bei der Entwicklung neuer Kombinationstherapien nützlich sein, bei denen mehrere Medikamente zur Behandlung einer Krebserkrankung eingesetzt werden, die verschiedene Bereiche der Krebszelle gleichzeitig angreifen."



Michaela Monschein