Deutschland steht mit seinem System eines dualen Systems aus gesetzlichen und privaten Krankenkassen europaweit mittlerweile alleine da. Eine ähnliche Aufteilung habe es zuletzt nur noch in den Niederlanden gegeben, heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Analyse der DGB-nahen Hans-Böckler-Stiftung.
Doch auch in den Niederlanden seien beide Versicherungssysteme 2006 integriert worden. Unter den entwickelten Industriestaaten verfügten nur noch die USA über vollkommen unterschiedliche Versicherungssysteme für die Krankenvollversicherung.
Für die Abkehr von der „dualen“ Struktur gebe es gute Gründe, urteilten die Forscher des stiftungseigenen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts. Denn die für Versicherte mit hohem Einkommen, Selbständige und Beamte bestehende Möglichkeit, aus der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in die private Versicherung (PKV) zu wechseln, führe zu einer „negativen Auslese“, schreiben die Wissenschaftler.
Insbesondere gesunde junge Singles mit hohen Einkommen entzögen sich dem gesetzlichen Solidarsystem. Menschen mit mittleren oder unteren Einkommen, chronisch Kranke und Versicherte mit vielen Kindern bleiben in der GKV. Es bestehe „die massive Gefahr von Unter- und Fehlversorgung“, durch die vermeidbare gesundheitliche Schäden entstünden.
Als leicht umsetzbare Reform wird ein Modell vorgeschlagen, in dem für alle Krankenversicherungen die gleichen Regeln gelten. So gäbe es keine systematischen Wettbewerbsvor- oder -nachteile für einen bestimmten Versicherungstyp. „Ein solches Modell wäre auch mit dem neu eingeführten Gesundheitsfonds kompatibel“, schreiben die Gesundheitsexperten.
Der Staat würde dann einen Mindestkatalog der von der Standardversicherung abzudeckenden medizinischen Leistungen vorgeben. Den Versicherungsträgern stünde es frei, ihren Mitgliedern weitere, extra zu bezahlende Leistungen anzubieten.
© afp/aerzteblatt.de dpa
Weitere Informationen unter http://www.boeckler.de/169_95666.html
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